Im Not­fall kei­ne Angst In­ter­view:
BRANDS­CHUT­ZER­ZIE­HUNG Ge­spräch über die Ar­beit der Bü­din­ger Feu­er­wehr so­wie über Auf­klä­rung bei Kin­dern und Se­nio­ren

Von Su­san­ne Klein­mann

BÜ­DIN­GEN. Bis­lang ist die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr der Stadt Bü­din­gen in Sa­chen Brands­chut­zer­zie­hung vor al­lem in Kin­der­gär­ten und Grund­schu­len ak­tiv. Das soll sich än­dern. Tan­ja Brett­hau­er möch­te mit ih­rem Te­am künf­tig auch in Se­nio­ren­ein­rich­tun­gen Auf­klä­rungs­ar­beit leis­ten. Der Kreis-An­zei­ger hat sich mit der Ex­per­tin zum In­ter­view im Brands­chutz­zen­trum in der Or­les­häu­ser Stra­ße ge­trof­fen.

Frau Brett­hau­er, Sie sind schon sehr lan­ge im Be­reich der Brands­chut­zer­zie­hung tä­tig. Wie ge­nau kann man sich die Ar­beit Ih­res Te­ams vor­stel­len?

Un­ser Te­am be­sucht Kin­der­gär­ten und Grund­schu­len und bie­tet dort klas­si­sche Brands­chut­zer­zie­hung an. Wir stel­len den Ein­rich­tun­gen zu­nächst un­se­re Un­ter­richts­ma­te­ria­li­en zur Vor­be­rei­tung zur Ver­fü­gung. Die sind in ei­nem An­hän­ger. Dort fin­det sich al­les Wis­sens­wer­te zu den The­men Ver­hal­ten im Brand­fall, Ab­set­zen ei­nes Not­rufs, zu Brän­den und wie sie ge­löscht wer­den oder zur Aus­rüs­tung der Feu­er­wehr. Das heißt kon­kret: Die Er­zie­her kön­nen spie­le­risch ei­ne Wo­che lang die Kin­der auf die Brands­chut­zer­zie­hung mit der Feu­er­wehr vor­be­rei­ten. Dann ge­hen wir in die Ein­rich­tun­gen und be­spre­chen mit den Kin­dern das Ge­lern­te. An­schlie­ßend kom­men die Vor­schul­kin­der ins Brands­chutz­zen­trum, um zum Bei­spiel die Fahr­zeu­ge ken­nen­zu­ler­nen, mit Was­ser zu sprit­zen oder an­de­re Tei­le un­se­rer Aus­rüs­tung un­ter die Lu­pe zu neh­men.

Das heißt, Sie kon­zen­trie­ren sich be­son­ders auf die Ar­beit mit Kin­dern. Wie ge­nau ge­hen Sie vor, um sie mit dem The­ma ver­traut zu ma­chen?

Un­ser Be­stre­ben ist es, dass wir als Feu­er­wehr­leu­te Ver­trau­en zu den Kin­dern her­stel­len, so­dass sie, wenn im Not­fall die Feu­er­wehr an­rückt, kei­ne Angst ha­ben. Aber sie sol­len auch ih­re ei­ge­nen Gren­zen ken­nen­ler­nen. Sie sol­len ler­nen, wie sie sich im Not­fall ver­hal­ten müs­sen, aber auch im All­tag. Sie be­kom­men da zum Bei­spiel die Funk­ti­on ei­nes Rauch­warn­mel­ders er­klärt. Schö­ner Ne­ben­ef­fekt bei der Sa­che: Durch die Brands­chut­zer­zie­hung der Kin­der er­rei­chen wir auch die Er­wachs­enen, weil die Kin­der na­tür­lich zu Hau­se von dem er­zäh­len, was sie von uns er­fah­ren ha­ben.

Be­steht da nicht die Ge­fahr, Kin­der zu ver­äng­sti­gen?

Un­ser Ziel ist es na­tür­lich, den Mäd­chen und Jun­gen kei­ne Angst zu ma­chen. Wir sind al­le ge­schult im Um­gang mit Kin­dern. Wenn uns ir­gend­et­was auf­fällt, spre­chen wir das an und spre­chen auch mit den Er­zieh­ern über den wei­te­ren Um­gang mit dem je­wei­li­gen Kind. Wir ver­su­chen, auf je­des Kind in der Grup­pe in­di­vi­du­ell ein­zu­ge­hen. Vie­les stim­men wir vor Ort auch mit den Er­zieh­ern ab und kön­nen so sehr ge­zielt be­ra­ten.

Wo lau­ern für Kin­der die größ­ten Ge­fah­ren im Um­gang mit Feu­er?

Ei­ne gro­ße Ge­fahr be­steht da­rin, Din­ge durch Ver­bo­te erst wirk­lich in­te­res­sant zu ma­chen. Denn dann ist der An­reiz, es zu tun, um­so grö­ßer. Bes­ser ist es, mit den Kin­dern ge­mein­sam den rich­ti­gen Um­gang et­wa mit ei­nem Streich­holz zu üben. Oder auch zum Bei­spiel das An­zün­den ei­ner Ker­ze. So kann das Kind im Bei­sein von Er­wachs­enen den rich­ti­gen Um­gang er­ler­nen und auch die ei­ge­nen Gren­zen er­fah­ren. Wenn man Kin­dern die­se Din­ge zeigt, muss aber gleich­zei­tig auch klar sein, dass der Um­gang mit Feu­er nur im Bei­sein von Er­wachs­enen statt­fin­den darf. Wir er­klä­ren den Kin­dern auch den Un­ter­schied zwi­schen gu­tem und schlech­tem Feu­er. Gu­te Feu­er sind im Prin­zip kon­trol­lier­te Feu­er, wie zum Bei­spiel das La­ger­feu­er beim Stock­brot­ba­cken, der Ka­min oder ein Holz­feu­er. Schlech­te Feu­er sind al­le Scha­dens­feu­er. Ein wei­te­res gro­ßes The­ma ist der Kom­plex Rauch und Rauch­bil­dung. Wir ver­su­chen, den Kin­dern bei­zu­brin­gen, dass Rauch schäd­lich ist. Men­schen kom­men häu­fi­ger durch Rauch als durch Feu­er zu Scha­den. Die we­nigs­ten Men­schen ver­bren­nen. Die meis­ten er­sti­cken. Das ver­mit­teln wir den Kin­dern an­hand un­se­res Rauch­de­mon­stra­ti­ons­hau­ses.

Wie häu­fig gibt es Un­fäl­le mit Kin­dern im Um­gang mit Feu­er?

Die An­zahl der Un­fäl­le mit Kin­dern un­ter ei­nem Jahr ist sehr ge­ring. Doch laut Sta­tis­tik stei­gen die Un­fall­zah­len im Al­ter von 1 bis 15 Jah­ren stark an und ge­hen dann wie­der zu­rück.

Wie vie­le Ver­an­stal­tun­gen zum The­ma Brands­chutz or­ga­ni­siert die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr der Stadt Bü­din­gen?

Wir or­ga­ni­sie­ren et­wa 50 Ver­an­stal­tun­gen im Jahr. Wir sind nicht nur in Kin­der­gär­ten und Grund­schu­len tä­tig, son­dern auch in Se­nio­ren­ein­rich­tun­gen. Wir be­ra­ten auch Mit­ar­bei­ter von Fir­men und städ­ti­schen Ein­rich­tun­gen. Wir stel­len uns zu­dem bei di­ver­sen Ver­an­stal­tun­gen von Feu­er­weh­ren und Fir­men vor. Auch am Rau­hen Berg ha­ben wir schon Ver­an­stal­tun­gen mit den dort le­ben­den Men­schen or­ga­ni­siert.

Wo se­hen Sie die Zu­kunft der Brands­chut­zer­zie­hung?

Ein gro­ßes Ziel ist es, Se­nio­ren mehr in un­se­re Auf­klä­rungs­ar­beit ein­zu­bin­den, da die sta­tis­ti­schen Aus­wer­tun­gen be­le­gen, dass ge­ra­de hier häu­fig Un­fäl­le im Zu­sam­men­hang mit Feu­er pas­sie­ren. Et­wa 95 Pro­zent der Se­nio­ren le­ben heu­te noch selbst­stän­dig in Pri­vat­haus­hal­ten. Zu­dem möch­ten wir auch zu­neh­mend Brands­chut­zer­zie­hung an wei­ter­füh­ren­den Schu­len an­bie­ten. Das auch vor dem Hin­ter­grund der Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung des zu­stän­di­gen hes­si­schen Mi­nis­te­ri­ums und des Lan­des­feu­er­wehr­ver­ban­des. Das ist je­doch nur dann mög­lich, wenn wir aus­rei­chen­des Per­so­nal ha­ben, da wir al­le eh­ren­amt­lich ar­bei­ten.

 

IN­FOS

. Die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr der Stadt Bü­din­gen en­ga­giert sich seit 1999 im Be­reich der Brands­chut­zer­zie­hung. Tan­ja Brett­hau­er ist von An­fang an da­bei. Zu­nächst als Te­am­mit­glied, 2001 über­nahm die 42-Jäh­ri­ge die Lei­tung des Te­ams Brands­chut­zer­zie­hung. Be­son­ders ak­tiv sind die Ak­teu­re in Kin­der­gär­ten und Schu­len. Wer an der Ar­beit des Te­ams der Brands­chut­zer­zie­hung In­te­res­se hat oder sie un­ter­stüt­zen möch­te, kann sich per E-Mail an t.brett­hau­er@t-on­li­ne.de mit Tan­ja Brett­hau­er in Ver­bin­dung set­zen.

. Wer mehr über das The­ma er­fah­ren möch­te, ist auch beim Bü­din­ger Rot­ary Club rich­tig. Der lädt für kom­men­den Mitt­woch, 10. Ja­nu­ar, zu ei­nem Vor­trag ein, bei dem der Brands­chutz im Fo­kus ste­hen wird. Be­ginn ist um 19.30 Uhr im Ho­tel-Res­tau­rant „Schloss­stu­ben“ in der Alts­tadt (Schloss­gas­se 14). (suk)

 

Quelle: kreis-anzeiger.de