125 JAHRE FREIWILLIGE FEUERWEHR Gespräch über Zusammenhalt, Nachwuchsarbeit und „Die Sandhoase“

MICHELAU - (co). Die Freiwillige Feuerwehr Michelau feiert am kommenden Samstag und Sonntag, 20. und 21. August, 125-jähriges Bestehen. Ins Leben gerufen hatte die Wehr Gemeinderechner Johannes Jüngling im Jahre 1891. In dieser Zeit musste jedes neue Ehepaar in Michelau der Feuerwehr einen Ledereimer zur Brandbekämpfung zur Verfügung stellen. Wasser holten die Menschen damals aus einem Brunnen. Erst 1918, nach dem Ersten Weltkrieg, schaffte die Gemeinde die erste Handspritze an, die noch heute erhalten ist.

Seit vielen Jahrzehnten erfüllt der Verein auch gesellige und kulturelle Aufgaben im höchstgelegenen Büdinger Stadtteil. Ohne die Feuerwehr, das lässt sich mit Fug und Recht behaupten, läuft in Michelau gar nichts. Über die ehrenamtliche Arbeit und die Vereinstätigkeiten sprach der Kreis-Anzeiger im Vorfeld der Jubiläumsfeierlichkeiten mit Manfred Bretthauer. Der Michelauer ist seit 35 Jahren Vorsitzender und Wehrführer.

 

Herr Bretthauer, welche Abteilungen umfasst die Freiwillige Feuerwehr Michelau?

Wir haben die Bambini-Gruppe der sechs- bis zehnjährigen Kinder, die Jugendfeuerwehr für Kinder und Jugendliche von zehn bis 17 Jahren, unsere 25-köpfige Einsatzabteilung, die Alters- und Ehrenabteilung und seit 1968 unseren Carneval Club „Die Sandhoase“.

Wie sind die Kameradschaft und der Zusammenhalt der großen Feuerwehrfamilie im Dorf?

Das ist unbeschreiblich. Ohne den engen Zusammenhalt wäre eine Gemeinschaft in dieser Art nicht möglich. Wir haben zum Beispiel in den vergangenen Monaten gemeinsam den Innenbereich des Feuerwehrhauses und die Treppe grundlegend renoviert. Wenn in Michelau Arbeiten anstehen, zum Beispiel bei der Dorferneuerung, leistet die Feuerwehr ihren Einsatz. Auch dann, wenn bei einem privat etwas zu machen ist, ist die gegenseitige Hilfe kein Thema. Da wird ein Rundruf gestartet und du hast ganz schnell deine Leute zusammen.

Wie bindet die Feuerwehr ihren Nachwuchs an die Einsatzabteilung?

In erster Linie durch die Jugendfeuerwehr. Wir sind immer froh, wenn wir die Jugendlichen mit 17 Jahren in die Einsatzabteilung übernehmen können. Oft gehen die jungen Leute nach der Schule allerdings zur beruflichen Ausbildung in ganz andere Landstriche. In der Feuerwehr müssen sie den Grundlehrgang absolvieren und können sich fortbilden, wenn sie das wollen. Wir unterstützen das. In der Jugendfeuerwehr haben wir aktuell acht Mitglieder. Sie lernen nicht nur Fachspezifisches und messen sich bei der Stadtmeisterschaft und anderen Wettkämpfen mit anderen Jugendwehren. Unsere Jugendwarte, derzeit sind es Katja Kempel, Sabrina und Tim Kubek, machen auch sonst viel mit den Jugendlichen, um die Gemeinschaft zu stärken. Dazu gehören Spiele und Ausflüge genauso wie Zeltlager.

Wie wird man als Feuerwehrfrau und -mann mit schlimmen Erlebnissen bei Einsätzen fertig?

Das wird in der Gemeinschaft der Einsatzleute sofort danach besprochen. Das kannst du nur gemeinsam verarbeiten, und es muss erstmal aus dem Kopf. Im schlimmsten Fall, wenn Menschen bei Bränden oder Verkehrsunfällen zu Tode kommen, brauchen wir die Notfallseelsorge des Wetteraukreises. Die kommt bei Tag und Nacht und leistet sehr wichtige Arbeit.

Welche gesellschaftliche Rolle spielt die Feuerwehr in einem kleinen Dorf wie Michelau?

 

Unser Dorf hat etwa 360 Einwohner, davon sind 225 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Ich denke, mit Fug und Recht behaupten zu können, dass wir der Hauptkulturträger auf der Michelau sind. Wir haben im Winter den Karneval der „Sandhoase“. Dabei stehen inklusive Kinder 100 Aktive auf der Bühne, die Fremdensitzungen und „Jugend in der Bütt“ sind immer ausverkauft. Wir organisieren seit 32 Jahren den Tag der Feuerwehr, feiern Grillfestchen, machen Tagesausflüge, bei denen alle Interessierten mitfahren können. Wir helfen aber auch den anderen Vereinen im Dorf, sie unterstützen uns. Zudem klappt die Zusammenarbeit im Löschbezirk sechs mit Rinderbügen und Wolferborn prima, nicht nur bei Einsätzen, sondern auch bei Veranstaltungen in den Dörfern helfen sich die Feuerwehrvereine untereinander. So sind die Rinderbügener und Wolferborner auch bei unserem Fest im Einsatz.

Quelle: http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/buedingen/hauptkulturtraeger-auf-der-michelau_17195838.htm