Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Michelau

Ausschnitt aus der Festschrift zum 100 Jährigen Bestehen der FFW Michelau im Jahr 1991

Schon früh erkannten die Menschen die wohltätige Macht, aber auch gleichzeitig die vernichtende Gewalt des Feuers. Sie verstanden es, das Feuer für ihre Zwecke und zu ihrem Vorteil zu nutzen, sie mußten aber auch lernen Hab, Gut und Leben vor einem Brand zu schützen. Je dichter und größer die menschlichen Siedlungen waren, um so größer wurde auch die Gefahr einer Feuersbrunst. Deshalb nahmen schon vor etwa 4000 Jahren die Ägypter und Babylonier in ihren Gesetzen Brandschutzbestimmungen auf und regelten das Löschwesen. Schon lange vor der Zeitenwende bauten die Griechen aufgrund ihres mathematischen und physikalischen Wissens gut funktionierende Feuerlöschspritzen, die laufend weiterentwickelt wurden. Die Römer übernahmen das Wissensgut der Griechen. Ohne grundlegend Neues zu schaffen, errichteten sie eine militärähnliche mustergültige Feuerlöschtruppe in Rom und in den Provinzen. Mit gigantischen Wasserleitungen wurde Wasser zum täglichen Gebrauch und zum Feuerlöschen aus weiter Entfernung herangeschafft. Mit den Wirren der Völkerwanderung und dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches gerieten das Wissen und die technischen Kenntnisse der Griechen und Römer in Vergessenheit. Die Entwicklung mußte in Deutschland von neuem beginnen und verlief sehr langsam. Dabei wirkte sich die territoriale Zersplitterung Deutschlands zusätzlich nachteilig aus. Die Brandbekämpfung erfolgte wieder mit den einfachen Mitteln und ohne organisierte Mannschaften. Doch bald zeigte sich, daß mit planlos zusammenlaufenden Menschen ein Schadenfeuer nicht ausreichend schnell und wirkungsvoll bekämpft werden kann. Die einzelnen Landesherren erließen deshalb allmählich sogenannte Feuerordnungen, mit denen die Verhütung und Bekämpfung von Bränden sowie die Sicherung von Hab und Gut der Brandgeschädigten angestrebt wurde. Von der Alarmierung bis zum Verhalten nach beendetem Löschen der Feuersbrunst wurde alles im einzelnen genau geregelt. Auch die Vergütung von Schäden an Menschen und Gerät wurde festgelegt.


Ab hier wirds jetzt richtig interresant
Schließlich wurden von den Landesherren auch Brandversicherungsanstalten ins Leben gerufen (in Hessen - Darmstadt 1771). Als im Jahre 1891 der Gemeinderechner Johannes Jüngling die Freiwillige Feuerwehr Michelau ins Leben rief, konnte man nicht wissen, daß im Jahre 1991 das 100jährige Bestehen gefeiert wird. Daß wir das Jubiläum feiern konnten, ist in erster Linie unserem jetzigen Wehrführer und 1. Vorsitzenden Manfred Bretthauer zu verdanken, der sich im Jahre 1985 an die Arbeit machte und in den Archiven der Stadt, der Brandversicherungskammer und dem Gemeindearchiv in Wiesbaden einiges von den Unterlagen zusammenzutragen und die Ausführungen zu erstellen. Anzumerken ist, daß die Vereinsbücher erst nach dem zweiten Weltkrieg vollständig vorhanden sind. Da in der Zeit von 1891 bis zum ersten Weltkrieg kein Geld zur Verfügung stand, mußte von jedem neuen Ehepaar in Michelau ein Ledereimer zur Brandbekämpfung gestellt werden.

Die ersten Einsätze
Den ersten Einsatz hatten die Männer um Johannes Jüngling (andere Namen sind leider nicht überliefert) im Jahre 1895, als das Wohnhaus von Johann Sauer am 12. November brannte. Am 29. April 1899 konnte man bei der Gründungsfeier des Gesangvereins ,,Tonblüte Michelau" mitwirken. Im Jahre 1918 beschloß der Gemeindevorstand die Anschaffung einer Handpumpe. Die Pumpe und ein noch angeschaffter Schlauchhaspelwagen aus dem Jahre 1928 dienten bis zum Jahre 1963 zur Brandbekämpfung. Einem Feuer fiel im Jahre 1 923 die Hofreite Dillemuth zum Opfer. Als im Jahre 1927 Heinrich Naumann die Wehr übernahm, konnte er schon mehr als 20 aktive Feuerwehrmänner um sich versammeln. In den Jahren von 1933 bis 1945 wurde eine sogenannte Pflichtfeuerwehr in den Städten und Gemeinden eingeführt. In den Kriegsjahren wurde die Wehr von Karl Kuhl und dann von Christian Schneider geführt. Da die Männer an der Front ihren Dienst tun mußten, wurden die Frauen in Michelau zum Brandschutzdienst herangezogen, der auch funktionierte. Die Ausbildung der Frauen übernahm in den Kriegsjahren Kreisbrandmeister Ludwig Klein aus Büdingen. Nach dem Krieg und der Währungsreform konnte man von einem Aufschwung in der Feuerwehr Michelau reden. Bei der Gründung des VFR Michelau war man 1949 zugegen. Am Anfang der 50er Jahre wurde dann eine sogenannte Neuordnung der Freiwilligen Feuerwehr Michelau unter dem damaligen Bürgermeister Kaufmann, dem Ortsbrandmeister Karl Stürz III. und dem Kreisbrandmeister Ludwig Klein vorgenommen. In dieser Zeit war man noch im Gerätehaus, im Backhaus und dem Wiegehaus untergebracht. Dies wurde im laufe der Jahre natürlich bei zunehmender Mitgliederzahl und zunehmender Ausrüstungsgegenstände zu klein.

Das Gerätehaus
Als im Jahre 1960 Bürgermeister Kaufmann und der Ortsvorstand beschlossen, das Grundstück der Familie Räder zu kaufen, und den Stall und die Scheune als Gerätehaus umzubauen und zu erweitern, ahnte niemand, daß erst im Jahre 1972 die Einweihung stattfinden konnte. In diesen Jahren konnte man auch alle aktiven Feuerwehrangehörigen mit einer alten Polizeiuniform ausstatten, die von der Polizei Frankfurt beschafft wurden. Auch konnte man in den Jahren von 1954 bis 1958 die ersten Karnevalsveranstaltungen im Saale Körber feiern. Da die Wasserversorgung und die Wasserförderung von den Brunnen in Michelau immer schwieriger wurde, kaufte der Gemeindevorstand im Jahre 1963 eine TS 8/ 8 und den dazugehörigen Anhänger TSA. Aus Platzmangel im Feuerwehrhaus standen diese bei Ortsbrandmeister Karl Stürz III. in der Scheune, wo auch die Hakenleiter und die Einreißhaken am Scheunengiebel hingen. Als man im Jahre 1964 mit dem Bau des neuen Gerätehauses begann, wurde schon für die Zukunft geplant. Eine Halle mit zwei Boxen sowie ein Schlauchtrockenturm wurden für den Neubau vorgesehen. Aus dem Schlauchtrockenturm wurde leider aus Geldmangel nichts, aber die Halle mit den zwei Boxen und ein Unterrichtsraum wurden bis zum Jahre 1966 erstellt. Im Jahre 1967 wurde bei der Jahreshauptversammlung der damalige Ortsbrandmeister Karl Stürz III. von Reinhard Kaufmann abgelöst. 1968 wurde dann Franz Ruppert als neuer Chef der Freiwilligen Feuerwehr Michelau gewählt, der dann auch dafür sorgte, daß das Gerätehaus seiner Bestimmung übergeben wurde. In den Wintermonaten der Jahre 1967/68 konnte man auch zum ersten Mal eine Fremdensitzung gemeinsam mit dem VFR Michelau halten. Diese Abteilung der Feuerwehr Michelau wurde 1973 auf den Namen ,,Michelauer Carneval Club" getauft, da der VFR inzwischen ausgestiegen war. 1972 feierte man die Einweihung des Gerätehauses zusammen mit der Kerb auf dem Festplatz. Das Gerätehaus wurde vom damaligen Bürgermeister Horst Kronfeldt und vom Landrat Kurt Moosdorf seiner Bestimmung übergeben.

 Das erste Auto
Als einen Höhepunkt konnte man die TSF- Übergabe im Jahre 1 976 ansehen, da es der Stadt Büdingen, zu der Michelau seit 1972 gehört, gelungen war, für jede Stadtteilfeuerwehr ein Fahrzeug zu beschaffen. Die Übergabe wurde vom damaligen Stadtbrandinspektor Karl Diefenbach, Wehrführer Klaus Gerhardt und dem Bürgermeister Roland Manz vorgenommen.

Gründung der Frauenwehr
Als es darum ging den Brandschutz in Michelau sicherzustellen, rief man im März 1978 eine Frauenfeuerwehr ins Leben. Die ersten Frauen der Einsatzabteilung waren damals:Margit Bretthauer, Margit Häring, Brigitte Stürz, Brigitte Keiser, Otti Stürtz, Sigrid Emmel, Renate Gläser, Lina Knauß, Doris Leo, Erika Gerhardt. Die Frauenfeuerwehr ist heute noch Bestandteil der Freiwilligen Feuerwehr Michelau. Im Jahre 1979 konnte man 11 Jahre MCC ganz groß mit zwei Jubiläumssitzungen im Bürgerhaus Michelau feiern. Als im Jahre 1980 bei der Jahreshauptversammlung Wehrführer und 1. Vorsitzender Klaus Gerhardt sein Amt zur Verfügung stellte, war zunächst niemand bereit das Amt zu übernehmen. Nach einigen Gesprächen mit den Aktiven war dann Manfred Bretthauer bereit das Amt, das er heute noch inne hat, zu übernehmen. Im Herbst 1981 konnte man als zweites Fahrzeug einen VW Bus des 1. ABC-Zug Wetteraukreis in der Freiwilligen Feuerwehr Büdingen übernehmen.

Gründung derJugenfeuerwehr
Auch der Initiative von Manfred Bretthauer ist es zu verdanken, daß im September 1982 die Jugendfeuerwehr Michelau gegründet wurde. Die offizielle Gründungsversammlung fand dann im März 1983 statt. Die Gründungsmitglieder waren: Manfred Bretthauer, Margit Bretthauer, Joachim Häring und Albrecht Räder als Betreuer, als Jugendfeuerwehrmitglieder waren dabei: Thomas Kempel, Stefan Stürtz, Michael Ulrich, Jürgen Kaufmann, Matthias Gläser, Elmar Häring, Dieter Gerhardt, Stefan Kellinger, Jens Lischke, Jörg Kronfeldt, Bianca Keiser, Tanja Ulrich, Manuela Kronfeldt, Anja Kronfeldt, Alexandra Kronfeldt, Claudia Gerhardt, Sandra Emmel, Daniela Emmel und Tanja Bretthauer. Als Jugendwart wurde Joachim Häring gewählt. Das Jahr 1984 sollte noch einmal in die Geschichte der Feuerwehr Michelau eingehen, denn nur nach einem Jahr Jugendarbeit konnte man die Stadtmeisterschaften verbunden mit einem Zeltlager in Michelau durchführen. 380 Jugendliche und Betreuer fühlten sich 3 Tage und Nächte ,,auf der Michelau" sehr wohl. Im September des gleichen Jahres stellte sich der Erfolg der guten Jugendarbeit schon das erste Mal ein. Man konnte mit der Mädchengruppe bei den Kreiswettkämpfen in Kefenrod den ersten Platz belegen, und somit Kreismeister werden.

Der Anbau
Den alten TSA Anhänger, der zwischenzeitlich in Orleshausen seinen Dienst tat, konnte man im Jahre 1986 wieder zurückholen und als Schlauch- und Geräteanhänger umbauen. Mit zunehmender Zahl an aktiven Mitgliedern der Einsatzabteilung und der Jugendfeuerwehr wurde bald das Gerätehaus mit den zwei Boxen zu klein. Es platzte bald aus allen Nähten und so beschloß man im Jahre 1986 die Genehmigung einzuholen, einen Anbau an das Gerätehaus zu erstellen. Daß sich der Baubeginn über 3 Jahre hinauszögerte hätte man bei den Verantwortlichen auch nicht gedacht. Als es dann endlich losgehen sollte, konnte man nicht so bauen wie es geplant war. Das Kreisbauamt in Büdingen hatte einen Riegel vorgeschoben, und man mußte sich den Paragraphen und Gesetzen beugen. Im August des Jahres 1988 konnte man das erste mal langjährige Mitglieder des Vereins mit der Bronzenen, Silbernen und Goldenen Vereinsnadel beim ,,Tag der Feuerwehr" auszeichnen. Ein Jahr später konnte man die Renovierung und die Einweihung des umgebauten Gerätehauses ganz groß feiern. Im selben Jahr wurde die Jugendfeuerwehr Michelau mit der Jungengruppe zum ersten Mal Stadtmeister. Der doppelte Stadtmeister gelang den Jungen und Mädchen im Jahre 1990, worauf wir stolz sein können. Wir können natürlich nicht alle Namen, Daten und Fakten aus der 100 jährigen Geschichte hier abdrucken. Für vergessene Namen und Daten bitten wir Rücksicht zu nehmen, da wie schon erwähnt, die Vereinsbücher nicht mehr vollständig vorhanden sind. Die Einsatzbereiche der Feuerwehren sind heute sehr breit gestreut. Neben der ,klassischen" Brandbekämpfung werden die Feuerwehren mit modernen Brandgefahren durch Treibstoffe, Chemikalien, Kunststoffe und anderen gefährlichen Stoffen konfrontiert, aber auch zu technischen Hilfeleistungen bei Verkehrs- und Ölunfällen oder Hochwasser und Katastrophen gerufen, nicht zu vergessen die Bergung von Menschen und Tieren. Die vielen Einsatzbereiche verdeutlichen das noch junge Feuerwehrmotto: ,,RETTEN - LÖSCHEN - BERGEN - SCHÜTZEN". Dazu muß die Feuerwehr gut ausgerüstet und ausgebildet sein, um die oft gefährlichen Einsätze durchführen zu können. Dafür sind hohe finanzielle Investitionen nötig, die sich aber immer lohnen. Der Eintritt in eine Freiwillige Feuerwehr verlangt von einem Feuerwehrmann Verantwortungsbewußtsein und Bereitschaft, Teamgeist, etwas Idealismus und auch die Kenntnis von möglichen Gefahren beim Einsatz. Da die Freiwillige Feuerwehr ein Team bildet, gilt für sie immer das Motto: ,,EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN" Manfred Bretthauer, Wehrführer.